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Die Botschaft der Schnecke

 

Im noch zarten Frühjahr, zur Zeit des Wachstumsbeginns im März (nach dem Gaia-Prinzip), verschenkte die Pastorin meines Vertrauens im Gottesdienst Aussaatschälchen und Kresse Samen. In der Predigt ging es passend zur Zeitqualität um die Frage, was wir aussäen und ernten wollen. Kurz zuvor hatte ich im Rahmen meiner Jahresreise der Gaia Akademie, in der es um die Themen des Jahreskreises und Integration dieser in das eigene (berufliche) Wirken geht, ebenfalls den Auftrag erhalten, physisch etwas auszusäen. Die Kresse kam mir also zu-fällig sehr gelegen.

 

Bei Kresse hatte ich auch großes Vertrauen: aus Erfahrung wusste ich, dass sie definitiv keimen und wachsen wird und das auch noch schnell und ohne großen Aufwand. Also säte ich die Kresse aus und wie erwartet zeigten sich schnell die ersten Keimlinge. Es zeigt sich aber auch genauso schnell, dass ich es offenbar übertrieben hatte. Viel hilft nämlich nicht immer viel…Ich hatte zu viele Samen auf die kleine Fläche gesät und es wurde schnell zu eng. Die Keimlinge schossen zwar weiter in die Höhe, hatten aber nicht genug Platz und ihre zahlreichen Wurzeln hoben die Watte an, so dass sie nicht mehr stabil standen, während die äußeren Sprossen bereits „einknickten“ und welkten, da sie unterversorgt waren. Ich musste also zügig ernten und aß die Kresse in einer Gemüsesuppe innerhalb von 5 Minuten.

 

Nach nur 5 Tagen wars das also mit meiner symbolischen Aussaat. Fühlte sich irgendwie nicht gut an. Es hat funktioniert, es waren viele Sprossen, aber der ganze Zauber war schnell vorbei und hinterließ ein Gefühl der Leere. Eine wunderschöne Metapher für meine letzten beruflichen Projekte (Workshops, Gruppenangebote). Viele Ideen und Aussaaten, viel Flowenergie und viel Ungeduld meinerseits. Zu viele Ideen und Projekte. Die meisten Samen gingen nicht auf oder ganz anders, als gedacht. Meine Energie ist gefühlt schon jetzt verbraucht und ich will zurück in meine Winterhöhle, ausruhen. Dabei befinden wir uns nun, seit Anfang Mai, in der Hochphase des Wachstums. 

 

Wenn ich auf mein Visionboard schaue, dass ich im Februar völlig intuitiv und ohne Plan zur Zeit der Vision erstellt habe, sehe ich, dass es da um andere Themen geht. Kein äußeres Wachstum. Es geht um INNERLICHKEIT. Vom Tun zum Sein zu kommen, Stille und Transformation- von innen nach außen. Darum, einem ganz bestimmten Ruf zu folgen, der letztes Jahr im Kloster an mich erging und den ich nicht ignorieren kann und will, weil er mich nach Hause ruft und ich doch schon so lange „nach Hause“ will, zurück zum Ursprung, zum SEIN. Es macht also total Sinn, dass alle Samen, die damit nicht in Übereinstimmung sind, nicht aufgehen bzw. wenn doch eher schal „schmecken“ und mich nicht wirklich sättigen. Ich habe die Metapher kapiert, danke liebes Leben.

 

Und dann fiel mir wieder dieses Lied „Korn, dass in die Erde“, dass ich in der Passionszeit im Frühjahr in der Kirche sang und mein Herz ganz tief berührte, wieder ein. Der Refrain ist „Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün“. Übrigens: das einzige Lied bisher, dass meiner Stimmlage mal entsprach in der Kirche. So ein Zufall. Liebe, es geht um Liebe. Ich säe Liebe aus. Nicht irgendeine bedingte Liebe. DIE Liebe. Wie genau, dass weiß ich noch nicht. Muss ich auch nicht. Das wird sich noch entfalten. Ein Anfang ist mit meiner virtuellen Gruppe am Donnertag Abend gemacht (Herzbegleitung in Stille). Die übrigens wie von selbst "läuft" und uns allen wohl tut.

 

Inspiriert durch das Lied säte ich also nochmal aus. Drei Dinkelkörner (gehört ja zur Sorte des Weizens 😉) und sang dazu das Lied, segnete die Samen und bat um Führung für mein Wirken. Als ich den kleinen Topf am Ende wegstellte, bewegte sich auf einmal die Erde und hob sich an. Zwei durchsichtige Fühler wühlten sich durch die Erde, warfen dabei eins der Körner wieder raus und tasteten sich langsam hervor. Sie gehörten zu einer durchsichtigen kleinen Schnecke, die offenbar in der Blumenerde als Ei lag und jetzt mit der ersten Wärme „geschlüpft“ war. Eine SCHNECKE. Danke Leben, ich habe schon wieder verstanden. Langsamkeit. Zartheit. Transparenz. Sie hatte kein Haus und nach dem ersten Schreck über die lebendige Erde habe ich sie auf meine Hand genommen und in den Garten gesetzt. Sie war so unschuldig und voller Vertrauen. Sie war einfach sie selbst. Den dritten Samen habe ich wieder in die Erde gedrückt. In der sich außer einem Schimmelpilz bisher nichts tut. Was vielleicht daran liegt, dass das drei einer zu viel waren. Ich übe das alles noch und werde den dritten Samen nicht wieder rausholen. Ich mache eine Erfahrung. Punkt.

 

Es braucht Zeit. Geduld. Ganz viel Vertrauen. Und mir schwant immer mehr, dass es auch gar nicht um das, was am Ende (erwartetes Ergebnis) dabei raus oder rumkommt geht, sondern um das, was reinkommt und was das Leben selbst darauf antwortet. In diesem Fall eine zarte kleine Schnecke.

 

Auf mein Visionboard habe ich damals intuitiv eine Karte aus einem Orakelset aufklebt, die ich für dieses Jahr gezogen habe. Sie heißt „Die Spirale“ und auf ihr ist ein Schneckengehäuse abgebildet. Das ganze Kartendeck und Buch dazu ist übrigens seitdem spurlos verschwunden. Eine Karte bleibt. Diese Karte reicht für jetzt. Keine weiteren Fragen. Das Leben selbst ist die Antwort.

 

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