Von der Problem-zur Lösungstrance

 

Oder: mach doch mal was Verrücktes und sprich über das, was du dir wünscht

 

Du hast ein Problem? Damit bist du nicht allein. Wir alle haben ständig mindestens ein Problem. Wie gehst du üblicherweise an ein Problem heran, was tust du, um es zu lösen? Genau, du redest darüber. Mit dir selbst (innere Monologe, sich Gedanken machen oder gar den Kopf "zerbrechen"). Oder mit deinen Freunden, Partner oder Kollegen. Vielleicht auch mit deinem Tagebuch oder "Gott", wenn du spirituell bist.

 

Das ist der übliche Weg der Problembewältigung. Was jedoch nicht heißt, dass er effektiv und effizient ist. Nur weil etwas "normal" ist- das heißt nur, dass es sehr viele so machen- ist es auch nicht gleich hilfreich. Manchmal bringt es uns vielleicht kurzfristige Entlastung über das Problem zu reden. Oder einen Geistesblitz, was man anders machen könnte. In der Regel jedoch geraten wir in eine wenig heilsame "Problemtrance", gerade bei den dicken Problem-Klöpsen, auf denen wir schon lange herum kauen und uns im Kreise drehen.

 

Steve de Shazer und Insoo Kim Berg, die Begründer der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie, haben den Begriff der Problemtrance geprägt. Ich finde, er beschreibt wunderbar, was wir üblicherweise tun: wir reden über Probleme, drehen uns im Kreis, sprechen über das, was wir nicht mehr wollen und was uns nicht gelungen ist oder gelingen wird. Wir reden uns so in Trance und glauben uns leider selbst. Und produzieren damit genau das, was wir NICHT mehr wollen. Sprache ist ein sehr machtvolles Instrument. In die eine, wie in die andere Richtung.

 

Im Coaching machen wir etwas Neues. Wir initiieren über bestimmte Sprachmuster, Fragetechniken und Übungen eine öffnende Lösungstrance. Wir reden weniger über das, was du nicht mehr willst, als über das, was du stattdessen möchtest. Wir schmücken die Vision aus, machen sie lebendig und attraktiv. Wir suchen deine Ressourcen, die manchmal erst wieder "ausgebuddelt" müssen. Du verlässt zunehmend die übliche Opferrolle und übernimmst die Verantwortung für dich und dein Wohlsein. Es ist ein bisschen wie beim Fahrradfahren: du schaust nach vorne, in die Richtung deines Ziels und nicht nach hinten oder allzu zu lange zur Seite. Hast du schon mal beim Radfahren den Kopf zu lange in eine andere Richtung gedreht? Du wirst schnell bemerkt haben, das du mindestens einen ungewollten Schlenker zur Seite machst oder gar ins Wanken kommst.

 

Das klingt wenig spektakulär. Mancher hat auch die Überzeugung, dass der Coach das Problem doch mindestens genauso gut wie man selbst kenne  müsste. Das man erst die Vergangenheit aufrollen sollte, bevor es weitergehen kann. Das habe ich auch lange gedacht. Die Erfahrung jedoch zeigt mir etwas anders. Wer etwas Neues erleben möchte, sollte auch etwas Neues tun/sein/denken und vor allem fühlen. Natürlich bekommst du Raum um über deine Gefühle und Erfahrungen in der Vergangenheit zu sprechen. Jedes Gefühl darf da sein. Wir spüren es gemeinsam auf eine achtsame Art und Weise durch und erlösen es dadurch. Dann jedoch halten wir uns in diesen Problem-Räumen nicht länger als nötig auf. Es ist ein wahrer SHIFT, wenn du einmal durch einen lösungs- und ressourcenorientierten Prozess gegangen bist. Wunder geschehen. Es liegt an dir. Möchtest du wirklich etwas ändern? Dann mach es. Mach etwas Neues. Sei verrückt.

 

Hierzu ein bekanntes Zitat von Steve de Shazer:

 

Problemtalk creates problems. Solutiontalk creates solutions.

 

 

Inspiration:

 

Beobachte dich oder andere heute doch mal. Wie oft sprichst du über dein Problem? Wie oft erzählst du immer wieder das Gleiche? Wie oft "jammerst" du innerlich über dieselben Themen auf die immer gleiche Weise? Und wie geht es dir dabei? Wie fühlt sich dein Körper dabei an? Bringt es dir wirklich die gewünschte Erleichterung? Oder gar eine Lösung/Veränderung in die Richtung, in die du eigentlich gehen möchtest? Was wünscht du dir stattdessen? Wie möchtest du dich fühlen? Mach was verrücktes: Sprich doch einmal darüber.:)

 

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